Aktuelle Studie: Wo Wasser im Land knapp werden könnte – 15 Landkreise in Baden-Württemberg übernutzen ihr Grundwasser

2025-06-19    IDOPRESS

Aktuelle Studie zeigt akute und strukturelle Probleme bei Grundwasser

Klimakrise verschärft Konkurrenz

Mehr Schutz für lebenswichtige Ressource

In einigen Regionen Baden-Württembergs wird das Grundwasser knapp. Das ist das Ergebnis einer aktuellen Studie des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Die Untersuchung,die das Institut für sozial-ökologische Forschung (ISOE) im Auftrag des BUND durchgeführt hat,zeigt: In Baden-Württemberg wird in 15 Landkreisen mehr Grundwasser entnommen,als sich durch Niederschläge neu bilden kann. Besonders betroffen sind etwa Städte wie Stuttgart,Freiburg,Heidelberg,Heilbronn oder Ulm,aber auch zahlreiche Landkreise entlang des Rheins,im Schwarzwald oder am Bodensee.

Kai Baudis,stellvertretender Landesvorsitzender des BUND: „Auch wenn Baden-Württemberg im Vergleich zu anderen Bundesländern besser dasteht,verschärft die Klimakrise die Lage auch hier. Ballungsräume wie Stuttgart werden über Fernwasser versorgt und können so zum Grundwasserstress in weit entfernten Landkreisen beitragen.“

In den Regionen entlang des Rheins ist dagegen die nicht-öffentliche Entnahme deutlich höher als im Rest Baden-Württembergs. Beispiel Ortenaukreis: Hier entnehmen Unternehmen verschiedener Branchen in etwa so viel Grundwasser wie die öffentliche Trinkwasserversorgung für die rund 440.000 Einwohner. Die Studie sieht dort einen akuten Grundwasserstress,zu dem Industrie und Landwirtschaft beitragen.

Klimakrise verstärkt Konkurrenz um vorhandenes Wasser 

In Zukunft wird sich die Konkurrenz um das knappe Grundwasser durch die Klimakrise noch verschärfen. Die Landesregierung rechnet in ihrem Masterplan Wasserversorgung damit,dass die Grundwasserneubildung in Baden-Württemberg bis 2050 um bis zu 20 Prozent und bis 2100 sogar um bis zu 50 Prozent sinkt. Gleichzeitig steigt die Nachfrage durch Trockenheit und Hitze in privaten Haushalten,Industrie und Landwirtschaft an.

Allein zwischen 2009 und 2022 sind die landwirtschaftlichen Flächen,die in Baden-Württemberg bewässert werden,laut Zahlen des Statistischen Landesamts um über 60 Prozent gestiegen – der Wasserverbrauch hat sich in dieser Zeit gar mehr als verdoppelt. Besonders problematisch: Die Zahlen basieren nur auf nicht plausibilisierten Eigeneinschätzungen stichprobenhaft ausgewählter Landwirtschaftsbetriebe. Eine systematische und regelmäßige Erfassung durch Zähler,wie bei der Wasserversorgung und der Industrie verpflichtend,erfolgt nicht.

Baudis: „Aktuell kann niemand wirklich sagen,wie viel Wasser die Landwirtschaft verbraucht. Klar ist nur: Die offiziellen Zahlen sind deutlich zu niedrig. Es ist davon auszugehen,dass der tatsächliche Verbrauch um ein Vielfaches höher ist. Dass es in einem so kritischen Bereich nach wie vor keinerlei belastbare Zahlen gibt,ist skandalös. Die Politik muss hier endlich für belastbare Daten und Kontrolle sorgen,wenn wir nicht in naher Zukunft auf dem Trockenen sitzen wollen. Damit Menschen,Natur und Wirtschaft auch in Zukunft ausreichend mit Wasser versorgt werden können und keine Verteilungskämpfe entstehen.“

Wege gegen drohende Wasserkrisen

Um die Wasserversorgung in Baden-Württemberg auch in der Klimakrise weiter nachhaltig zu sichern und endlich gerecht zu gestalten,fordert der BUND Baden-Württemberg von der Landesregierung:

Einführung eines Wasserentnahmeentgelts (WEE) für alle Nutzungen. Bislang sind die Landwirtschaft und unter bestimmten Bedingungen auch die Industrie davon befreit. Neben einer fairen Kostenverteilung könnte das Land damit auch Anreize für einen sparsamen Umgang mit Wasser und eine belastbare Datenlage zum Verbrauch schaffen.

Die Versiegelung von Flächen durch Bebauung verringern,um die Grundwasserneubildung nicht zusätzlich zu schwächen. Um Wasser zu halten,sollten etwa naturnahe Wälder und Flüsse,Moore und sogenannte Schwammstädte gefördert werden.

Absoluter Vorrang bei Wasserentnahmen für die öffentliche Trinkwasserversorgung. Neue Nutzungen für Landwirtschaft und Industrie dürfen nur dann erlaubt werden,wenn die Grundwasservorkommen hierdurch nicht gefährdet werden. Bestehende sollten insbesondere in Landkreisen,wo bereits Grundwasserstress herrscht,auf den Prüfstand.

„Wasser ist unsere Lebensgrundlage,steht aber durch die Klimakrise zunehmend unter Druck. Die Landesregierung muss aktiv werden und unsere Versorgung sichern. Dazu gehört eine Priorisierung der Nutzung,fairer Zugang und Kostenverteilung,besserer Schutz vor Verschmutzung mit Chemikalien sowie mehr Klimaschutz“,so Kai Baudis abschließend.

Hintergrund

Mehr als zwei Drittel des Trinkwassers werden aus Grundwasser gewonnen. Ebenso versorgt das Grundwasser Pflanzen und Böden und speist Bäche und Flüsse. Darüber hinaus ist es selbst ein einzigartiges Ökosystem für Kleinsttiere und Mikroorganismen. Aber auch für wirtschaftliche Zwecke sind wir abhängig vom Grundwasser. Die Klimakrise verschärft die Konkurrenz um die knappe Ressource immer mehr. Nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes war der Zeitraum von Februar bis April 2025 der trockenste seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Im März 2025 fiel deutschlandweit nur 21 Prozent des üblichen Niederschlags. Auch in Baden-Württemberg schränkten einige Landkreise deshalb die Wasserentnahme aus Bächen und Flüssen schon früh im Jahr zeitweise ein – darunter etwa Böblingen,Esslingen,der Enzkreis und der Bodenseekreis. Laut der Landesanstalt für Umwelt (LUBW) sind die Grundwasserverhältnisse immer noch vom trockenen Frühjahr geprägt und waren im Mai an fast allen Messstellen im Land rückläufig und werden es wohl auch in diesem Monat bleiben.

Mehr Informationen:

BUND-Studie: Grundwasserstress in Deutschland: Struktureller und akuter Grundwasserstress durch öffentliche und nichtöffentliche Entnahmen auf Ebene der Landkreise (Kurzfassung)

BUND-Werkzeug Gewässerschutz in der Klimakrise

PM Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND),Landesverband Baden-Württemberg e.V.

Haftungsausschluss: Dieser Artikel wurde aus anderen Medien reproduziert. Der Zweck des Nachdrucks besteht darin, mehr Informationen zu vermitteln. Dies bedeutet nicht, dass diese Website ihren Ansichten zustimmt und für ihre Authentizität verantwortlich ist und keine rechtliche Verantwortung trägt. Alle Ressourcen auf dieser Website werden im Internet gesammelt. Der Zweck des Teilens dient nur dem Lernen und Nachschlagen aller. Wenn eine Verletzung des Urheberrechts oder des geistigen Eigentums vorliegt, hinterlassen Sie uns bitte eine Nachricht.

Neueste

  • Tag der Daseinsvorsorge – EVF macht Versorgung sichtbar

    Der 23. Juni steht bundesweit im Zeichen der Daseinsvorsorge – ein Thema, das zunehmend ins öffentliche Bewusstsein rückt. Die Energieversorgung Filstal (EVF) nutzt diesen Tag, um zu zeigen: Die EVF ist weit mehr als ein Lieferant für Energie, Wasser oder Internet. Als kommunaler Infrastruktur-Dienstleister trägt die EVF wesentlich zur Lebensqualität in der Region Göppingen bei. ...
  • Korrektur Termin: Bürgergespräch mit OB Alex Maier in Hohenstaufen

    Leider wurde in der Geppo-Ausgabe von Freitag, 20. Juni, ein falsches Datum veröffentlicht: Am Montag, 6. Oktober – und nicht wie vermeldet am kommenden Mittwoch, 25. Juni - wird Oberbürgermeister Alex Maier seine Reihe der Bürgergespräche in den Stadtbezirken fortsetzen. Vor Ort wird er sich in Hohenstaufen über die Belange und Anregungen der Bürgerschaft und ...
  • Kommunale Gebäude zukunftsfähig machen – Auftakt der Schulungsreihe stößt auf große Resonanz

    Schulen, Kindergärten, Sporthallen, Rathäuser oder Bauhöfe: Diese öffentlichen Gebäude stehen in kommunaler Verantwortung – und rücken immer stärker in den Fokus der Energie- und Klimapolitik. Mit der überarbeiteten EU-Gebäuderichtlinie (EPBD), deren nationale Umsetzung noch aussteht, kommen auf die Kommunen im Landkreis neue Anforderungen zu: Sanierungspflichten und energetische Standards werden verbindlich, klare Fristen müssen eingehalten und ...
  • B 466: Barrierefreier Ausbau der Bushaltestelle „Steighof“ in Lauterstein startet

    Die Bushaltestelle „Steighof“ an der B 466 in Lauterstein wird barrierefrei umgebaut. Die Arbeiten finden vom 26. Juni bis 9. Juli 2025 statt. Ersatzbushaltestellen werden eingerichtet. Der Verkehr wird per Ampelschaltung geregelt. Das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) baut 2025 insgesamt sechs Bushaltestellenpaare in den Landkreisen Rems-Murr und Göppingen barrierefrei um. Um einen barrierefreien Ein- und Ausstieg ...
  • Börse Nexora Erfahrungen 2025: Betrug oder seriös? – Nutzerfakten!

    Börse Nexora ist eine fortschrittliche Krypto-Handelsplattform, die in Krypto-Handelskreisen weltweit sehr beliebt ist. Diese einzigartige Krypto-Handelsplattform wurde nach jahrelanger intensiver Forschung entwickelt und bietet alle Funktionen und Handelstools, die Ihr Trading-Erlebnis verbessern und Ihre Chancen auf schnelle Gewinne erhöhen. In diesem Börse Nexora -Testbericht untersuchen wir, wie diese Krypto-Handelsplattform funktioniert und Ihnen Handelsunterstützung bietet. Besuchen ...
  • Bénévia Fundex Erfahrungen 2025: Betrug oder seriös?

    Bénévia Fundex ist eine einzigartige Krypto-Handelsplattform mit KI-gestützten Handelstools und soll den Kryptowährungshandel für jedermann vereinfachen. Laut dem Expertenteam, das dieses System entwickelt hat, nutzt es die Leistungsfähigkeit technischer Indikatoren und Algorithmus-Analysatoren, um Ihnen zu helfen, unter allen Marktbedingungen die richtigen Handelsentscheidungen zu treffen. Lesen Sie diesen Bénévia Fundex -Testbericht bis zum Ende, um mehr ...
  • Hitzegefahren erkennen, sich und andere schützen!

    Hitze ist das größte klimawandelbedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland – auch mit Folgen für das gesamte Gesundheitssystem. Darauf weist die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) anlässlich des dritten bundesweiten Hitzeaktionstages am 4. Juni hin. Während der Hitzeperioden wird das Gesundheitssystem durch eine erhöhte Krankheitslast, vermehrte Krankenhauseinweisungen und Rettungsdiensteinsätze stärker belastet. Darüber hinaus sind die ...
  • Erwartungen bei Südwestexporten leicht verbessert – Große Unterschiede zwischen den einzelnen Weltregionen

    BWIHK-Vizepräsident Paal: „Der Wind ist rauer geworden – ohne verlässliche Spielregeln bleiben Chancen ungenutzt“ Die baden-württembergische Industrie bleibt bei den Exporterwartungen auf der Bremse. Trotz leichter Verbesserungen dominiert weiterhin Zurückhaltung: Nach den Ergebnissen der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage erwarten 27,5 Prozent der Unternehmen schwierige Zeiten, zu Jahresbeginn (JB) waren es noch 30 Prozent. Nur knapp 26 Prozent ...
  • NABU kritisiert Agrarminister Hauk für Brief an EU-Kommission zur Schwächung des Naturschutzes in der EU

    Johannes Enssle: Ohne gesunde Ökosysteme keine zukunftsfeste Landwirtschaft In zwei Schreiben an die EU-Kommission sowie die Bundesministerinnen und -minister für Landwirtschaft und Umwelt fordert Landesagrarminister Peter Hauk, das sogenannte EU-Renaturierungsgesetz („Nature Restoration Law“) vollständig aufzuheben. Mit dem Gesetz sollen zerstörte Ökosysteme wiederhergestellt werden, um die Artenvielfalt zu stärken und zugleich die Landwirtschaft widerstandsfähiger zu machen. ...
  • Deutsch-französische Sommeraktion geht in die zweite Runde

    Auch im Juli und August 2025 heißt es: freie Fahrt für junge Menschen. Die Région Grand Est und drei Bundesländer kooperieren wieder in Sachen grenzüberschreitendem ÖPNV. Die europäischen Nachbarn erkennen Fahrscheine gegenseitig an. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer und die rheinland-pfälzische Mobilitätsministerin Katrin Eder: „Nach dem Erfolg im letzten Jahr freuen wir uns, dass dieses ...

Link

Back to top
© Urheberrechte 2009-2020 Auto täglich      Kontaktieren Sie Uns   SiteMap