Baden-Württemberg soll Kiebitz-Land werden – NABU und Land schaffen neuen Lebensraum für bedrohten Wiesenvogel

2025-06-09    IDOPRESS

Umweltministerin Thekla Walker besucht zum Projektstart das neue NABU-Projekt „KiebitzLand – Hier wächst die Artenvielfalt“ in Sauldorf. Das Umweltministerium fördert das Projekt zum Schutz des vom Aussterben bedrohten Bodenbrüters im Rahmen der Artenschutzoffensive Baden-Württemberg mit rund vier Millionen Euro.

Zwölf Kerngebiete als Zufluchtsort


„Kie-witt,Kie-witt“ – Der Ruf des Kiebitzes erklingt in Baden-Württemberg immer seltener. Doch im Landkreis Sigmaringen setzen NABU und Land alles daran,dass der bedrohte Wiesenvogel zurückkehrt. Auf dem Acker von Landwirt Herbert Gabele in Sauldorf brüten derzeit mehrere Paare. Erfolgsgeschichten wie diese will der NABU mit seinem neuen Projekt „KiebitzLand – Hier wächst die Artenvielfalt“ bald überall in Baden-Württemberg erzählen. Unterstützt durch das Umweltministerium sollen deshalb landesweit zwölf Kiebitz-Kerngebiete entstehen,in denen die Tiere Zuflucht finden und ihre Jungen großziehen können. Weitere Kiebitz-Inseln helfen den Vögeln dabei,sich im Land auszubreiten. Im Bereich der Kerngebiete und Inseln schützen Zäune und Nestkörbe die brütenden Kiebitze und ihre Gelege.

Bestände im Sinkflug


Umweltministerin Thekla Walker betonte heute (6.6.) bei ihrem Besuch in Sauldorf,wie wichtig gemeinsames rasches und konsequentes Handeln ist,um den Kiebitz vor dem Aussterben zu bewahren: „Der dramatische Absturz der Brutbestände macht uns große Sorgen. Seit 1992 sind die Kiebitz-Vorkommen im Land um etwa 92 Prozent eingebrochen. Wir müssen landesweit dringend bessere Lebensbedingungen für die Bodenbrüter schaffen und unterstützen daher im Rahmen der Artenschutzoffensive Baden-Württemberg das Projekt des NABU mit vier Millionen Euro.“ NABU-Projektleiter Dr. Lars Stoltze sowie ein Team aus Gebietsbetreuerinnen und -betreuern suchen und betreuen innerhalb der fünfjährigen Projektlaufzeit geeignete Flächen auf Acker- und Grünland. Die beteiligten Landwirtinnen und Landwirte erhalten als Ausgleich für den entgangenen Ertrag einen Förderbetrag pro Hektar. Dieser wird von den Landschaftserhaltungsverbänden (LEV) ausgezahlt.

Zusammenarbeit mit Landwirtinnen und Landwirten


Der NABU-Landesvorsitzende Johannes Enssle betont: „Unser Projekt stellt das Engagement,das Landwirtinnen und Landwirte wie Herbert Gabele für die Kiebitze zeigen,in den Mittelpunkt. Wir sind dankbar,diese finanzielle Unterstützung leisten zu können und dabei die Landschaftserhaltungsverbände an unserer Seite zu wissen. Sie sind bei der Organisation eine große Hilfe. Eine angemessene Förderung ist bei Artenschutzprojekten immens wichtig. Sauldorf ist ein gelungenes Beispiel: Der Landwirt erklärt sich bereit,Teile seiner Fläche für eine bedrohte Art zur Verfügung zu stellen. Hier wächst die Artenvielfalt und das ist ein Ertrag,für den Landwirtinnen und Landwirte ebenso entlohnt werden müssen wie für ihre Feldfrüchte.“

Wo Wasser ist,ist auch der Kiebitz


NABU-Projektleiter Dr. Lars Stoltze hofft,dass „KiebitzLand“ beispielgebend für eine artenreiche Agrarlandschaft wird. „Unter den Schutzschirm,den wir für den Kiebitz aufspannen,flüchten sich viele weitere Tier- und Pflanzenarten der Feldflur,darunter die stark bedrohten Rebhühner,Amphibien und zahlreiche Insekten.“ Nicht zuletzt berührt der Kiebitzschutz ein Zukunftsthema der Landwirtschaft: das Wasser. „Wo Wasser ist,ist auch der Kiebitz. Die Vögel brauchen flache Tümpel und offenen Boden für die Nahrungssuche. Vielerorts sind diese Feuchtflächen verschwunden. Wenn wir das Wasser zurückholen,etwa durch regulierbare Drainagen,schaffen wir neue Lebensräume und stärken die Widerstandsfähigkeit der Böden in Zeiten des Klimawandels“,erklärt er. Verändern sich die Flächen,verändert sich auch die Bewirtschaftung. Für viele wiedervernässte Äcker und Wiesen bietet sich eine extensive Beweidung an. So setzt auch Herbert Gabele auf vierbeinige Unterstützung beim Kiebitzschutz: Seine Galloway-Rinder weiden auf dem extensivierten Acker – bald,so hofft er,umringt von Kiebitzküken.

Hintergrund:

Projekt KiebitzLand

Neben Sauldorf haben Dr. Lars Stoltze und sein Team in diesem Jahr auch in Ammerbuch (Landkreis Tübingen),Dunningen (Landkreis Rottweil) und Bad Dürrheim (Schwarzwald-Baar-Kreis) für die Rückkehr der Kiebitze gearbeitet. Weitere Flächen folgen in den nächsten Jahren. Um den Kiebitzen ideale Lebensbedingungen zu bieten,legen NABU-Aktive,Landwirtinnen und Landwirte vor Ort flache Tümpel an und entfernen Bäume und hohe Sträucher,die Greifvögeln dann nicht mehr als Sitzwarte dienen können. Um die brütenden Vögel und ihre Gelege vor Füchsen,Mardern oder Waschbären zu schützen,stellen die Projektteams Elektrozäune auf. Ehrenamtliche aus den NABU-Gruppen unterstützen bei der Zaunkontrolle und beim jährlichen Kiebitz-Monitoring im Frühjahr. Wo es möglich ist,werden Rinder auf den Projektgebieten weiden. Durch ihre Trittspuren auf feuchtem Untergrund entstehen offene Bodenstellen,die der Kiebitz zur Nahrungssuche braucht.

Das Projekt „KiebitzLand – Hier wächst die Artenvielfalt“ wird durch das Umweltministerium Baden-Württemberg mit rund vier Millionen Euro gefördert. Die Projektlaufzeit beträgt fünf Jahre.

Weitere Informationen: www.NABU-BW.de/kiebitzland

Landesweite Artenschutzoffensive

Viele Arten in Baden-Württemberg sind gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht. Das Land investiert viel,um die Artenvielfalt zu erhalten und einen günstigen Erhaltungszustand wiederherzustellen. Ein wichtiger neuer Baustein ist die sogenannte landesweite Artenschutzoffensive (ASO),die 2023 ins Leben gerufen wurde. Diese besteht im Wesentlichen aus drei Säulen:

Landesweites Artenhilfsprogramm (AHP) zur gezielten Unterstützung der vom Ausbau der erneuerbaren Energien betroffenen Arten (v. a. Vögel,Fledermäuse).

Landesweites Feldvogelschutzprogramm (LFP) einschließlich Bodenbrüterschutzprogramm gemäß Koalitionsvertrag. Synergien mit bestehenden Artenschutzprogrammen sollen genutzt werden. Neben Entwicklungsmaßnahmen in unbesiedelten Gebieten sollen möglichst viele geeignete Maßnahmen im Umfeld bekannter Vorkommen umgesetzt werden.

Landesweites Amphibienschutzprogramm (LAP) einschließlich des Projekts „220-Amphibiengewässer – ein Feuerwehrprogramm für Amphibien in Baden-Württemberg“. Das Kooperationsprojekt wird gemeinsam mit dem Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland (BUND) e. V. umgesetzt. Dabei werden 220 Gewässer saniert und gepflegt.

Mit der landesweiten Artenschutzoffensive werden konkrete Verbesserungen vor Ort insbesondere für die Artengruppen Vögel,Fledermäuse und Amphibien umgesetzt. Dabei wird darauf geachtet,dass die Artenschutzoffensive möglichst schnell wirksam wird. Doppelstrukturen sollen vermieden werden,indem an bereits bestehende Programme wie das Artenschutzprogramm und den Biotopverbund angeknüpft wird.

Das Land strebt im Rahmen der Artenschutzoffensive die Umsetzung von größeren Projekten (z.B. extensive Weideprojekte) an,aber auch viele kleinere Projekte können über die Artenschutzoffensive realisiert werden. Die Maßnahmenflächen sollen zudem langfristig gesichert und gepflegt werden. Schließlich sollen auch die Naturschutzverbände bei der Umsetzung einbezogen werden. Sie können sich mit eigenen Anträgen aktiv einbringen.

Weitere Informationen:

www.umweltportal.baden-wuerttemberg.de/umweltdaten-bericht-2024/artenschutzoffensive

Seit 125 Jahren begeistert der NABU Menschen dafür,sich für den Schutz unserer Natur einzusetzen. Ihre Unterstützung ermöglicht es uns,das weiterhin zu tun. Erfahren Sie in unserem Newsletter mehr über unsere Arbeit. www.NABU-BW.de

Foto von Frank Derer

PM NABU Baden-Württemberg

Haftungsausschluss: Dieser Artikel wurde aus anderen Medien reproduziert. Der Zweck des Nachdrucks besteht darin, mehr Informationen zu vermitteln. Dies bedeutet nicht, dass diese Website ihren Ansichten zustimmt und für ihre Authentizität verantwortlich ist und keine rechtliche Verantwortung trägt. Alle Ressourcen auf dieser Website werden im Internet gesammelt. Der Zweck des Teilens dient nur dem Lernen und Nachschlagen aller. Wenn eine Verletzung des Urheberrechts oder des geistigen Eigentums vorliegt, hinterlassen Sie uns bitte eine Nachricht.

Neueste

  • Tag der Daseinsvorsorge – EVF macht Versorgung sichtbar

    Der 23. Juni steht bundesweit im Zeichen der Daseinsvorsorge – ein Thema, das zunehmend ins öffentliche Bewusstsein rückt. Die Energieversorgung Filstal (EVF) nutzt diesen Tag, um zu zeigen: Die EVF ist weit mehr als ein Lieferant für Energie, Wasser oder Internet. Als kommunaler Infrastruktur-Dienstleister trägt die EVF wesentlich zur Lebensqualität in der Region Göppingen bei. ...
  • Korrektur Termin: Bürgergespräch mit OB Alex Maier in Hohenstaufen

    Leider wurde in der Geppo-Ausgabe von Freitag, 20. Juni, ein falsches Datum veröffentlicht: Am Montag, 6. Oktober – und nicht wie vermeldet am kommenden Mittwoch, 25. Juni - wird Oberbürgermeister Alex Maier seine Reihe der Bürgergespräche in den Stadtbezirken fortsetzen. Vor Ort wird er sich in Hohenstaufen über die Belange und Anregungen der Bürgerschaft und ...
  • Kommunale Gebäude zukunftsfähig machen – Auftakt der Schulungsreihe stößt auf große Resonanz

    Schulen, Kindergärten, Sporthallen, Rathäuser oder Bauhöfe: Diese öffentlichen Gebäude stehen in kommunaler Verantwortung – und rücken immer stärker in den Fokus der Energie- und Klimapolitik. Mit der überarbeiteten EU-Gebäuderichtlinie (EPBD), deren nationale Umsetzung noch aussteht, kommen auf die Kommunen im Landkreis neue Anforderungen zu: Sanierungspflichten und energetische Standards werden verbindlich, klare Fristen müssen eingehalten und ...
  • B 466: Barrierefreier Ausbau der Bushaltestelle „Steighof“ in Lauterstein startet

    Die Bushaltestelle „Steighof“ an der B 466 in Lauterstein wird barrierefrei umgebaut. Die Arbeiten finden vom 26. Juni bis 9. Juli 2025 statt. Ersatzbushaltestellen werden eingerichtet. Der Verkehr wird per Ampelschaltung geregelt. Das Regierungspräsidium Stuttgart (RPS) baut 2025 insgesamt sechs Bushaltestellenpaare in den Landkreisen Rems-Murr und Göppingen barrierefrei um. Um einen barrierefreien Ein- und Ausstieg ...
  • Börse Nexora Erfahrungen 2025: Betrug oder seriös? – Nutzerfakten!

    Börse Nexora ist eine fortschrittliche Krypto-Handelsplattform, die in Krypto-Handelskreisen weltweit sehr beliebt ist. Diese einzigartige Krypto-Handelsplattform wurde nach jahrelanger intensiver Forschung entwickelt und bietet alle Funktionen und Handelstools, die Ihr Trading-Erlebnis verbessern und Ihre Chancen auf schnelle Gewinne erhöhen. In diesem Börse Nexora -Testbericht untersuchen wir, wie diese Krypto-Handelsplattform funktioniert und Ihnen Handelsunterstützung bietet. Besuchen ...
  • Bénévia Fundex Erfahrungen 2025: Betrug oder seriös?

    Bénévia Fundex ist eine einzigartige Krypto-Handelsplattform mit KI-gestützten Handelstools und soll den Kryptowährungshandel für jedermann vereinfachen. Laut dem Expertenteam, das dieses System entwickelt hat, nutzt es die Leistungsfähigkeit technischer Indikatoren und Algorithmus-Analysatoren, um Ihnen zu helfen, unter allen Marktbedingungen die richtigen Handelsentscheidungen zu treffen. Lesen Sie diesen Bénévia Fundex -Testbericht bis zum Ende, um mehr ...
  • Hitzegefahren erkennen, sich und andere schützen!

    Hitze ist das größte klimawandelbedingte Gesundheitsrisiko in Deutschland – auch mit Folgen für das gesamte Gesundheitssystem. Darauf weist die Sozialversicherung für Landwirtschaft, Forsten und Gartenbau (SVLFG) anlässlich des dritten bundesweiten Hitzeaktionstages am 4. Juni hin. Während der Hitzeperioden wird das Gesundheitssystem durch eine erhöhte Krankheitslast, vermehrte Krankenhauseinweisungen und Rettungsdiensteinsätze stärker belastet. Darüber hinaus sind die ...
  • Erwartungen bei Südwestexporten leicht verbessert – Große Unterschiede zwischen den einzelnen Weltregionen

    BWIHK-Vizepräsident Paal: „Der Wind ist rauer geworden – ohne verlässliche Spielregeln bleiben Chancen ungenutzt“ Die baden-württembergische Industrie bleibt bei den Exporterwartungen auf der Bremse. Trotz leichter Verbesserungen dominiert weiterhin Zurückhaltung: Nach den Ergebnissen der aktuellen IHK-Konjunkturumfrage erwarten 27,5 Prozent der Unternehmen schwierige Zeiten, zu Jahresbeginn (JB) waren es noch 30 Prozent. Nur knapp 26 Prozent ...
  • NABU kritisiert Agrarminister Hauk für Brief an EU-Kommission zur Schwächung des Naturschutzes in der EU

    Johannes Enssle: Ohne gesunde Ökosysteme keine zukunftsfeste Landwirtschaft In zwei Schreiben an die EU-Kommission sowie die Bundesministerinnen und -minister für Landwirtschaft und Umwelt fordert Landesagrarminister Peter Hauk, das sogenannte EU-Renaturierungsgesetz („Nature Restoration Law“) vollständig aufzuheben. Mit dem Gesetz sollen zerstörte Ökosysteme wiederhergestellt werden, um die Artenvielfalt zu stärken und zugleich die Landwirtschaft widerstandsfähiger zu machen. ...
  • Deutsch-französische Sommeraktion geht in die zweite Runde

    Auch im Juli und August 2025 heißt es: freie Fahrt für junge Menschen. Die Région Grand Est und drei Bundesländer kooperieren wieder in Sachen grenzüberschreitendem ÖPNV. Die europäischen Nachbarn erkennen Fahrscheine gegenseitig an. Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer und die rheinland-pfälzische Mobilitätsministerin Katrin Eder: „Nach dem Erfolg im letzten Jahr freuen wir uns, dass dieses ...

Link

Back to top
© Urheberrechte 2009-2020 Auto täglich      Kontaktieren Sie Uns   SiteMap